Ohje, Pubertät!
Rinderstall
Unser alter Kuhstall!
1988 wurde dieser Stall erbaut und 1997 erweitert. Bis zum Jahr 2021 wurden in diesem Gebäude noch der Großteil unserer Milchkühe gehalten. Erst mit dem Einzug in den neuen Gartenstall wurde dieses Gebäude komplett umfunktioniert. Heute ist unser Jungvieh im Alter von 6-20 Monaten, aufgeteilt in drei Gruppen, in diesem Stall untergebracht. Hier wachsen unsere Rinder zu Kühen heran - und das ziemlich schnell! In der Spitze nehmen sie hier zwischen 800-1.000 Gramm Körpergewicht pro Tag zu.
Deckbulle oder künstliche Besamung?
Man sieht ihm sein Alter an - und genau das war der Grund, warum wir uns vor ein paar Jahren dazu entschieden haben, einen neuen Stall zu bauen, um für unsere Milchkühe eine bessere Umgebung zu schaffen.
Der Stall bietet Platz für 160 Rinder, somit genug, um fast unser komplettes Jungvieh unterzubringen. Unterteilt ist der Stall in 3 Gruppen, alle nach Alter sortiert. Jede Gruppe verfügt über gepolsterte Liegeflächen. In jeder Gruppe befinden sich höchstens so viele Tiere, wie Liegeplätze vorhanden sind. Somit findet jedes Tier zu jedem Zeitpunkt einen Liegeplatz, sowohl die Ranghöheren als auch die Rangniedrigeren.
Hier werden die Rinder auch zum ersten Mal besamt. Ein Rind ist ab dem 8. Lebensmonat geschlechtsreif. Wir warten mit der ersten Besamung jedoch bis zum Alter von 14 Monaten. Die Tiere werden alle künstlich befruchtet - aus verschiedenen Gründen.
Das System der künstlichen Besamung entstand in den 1950er Jahren aus einem ganz bestimmten Grund: Bis dato wurden die Kühe von einem Deckbullen gedeckt. Hatte dieser Deckbulle aber eine Geschlechtskrankheit (sog. “Deckseuche”), so infizierte er jede Kuh, die er deckte, was zu enormen Verlusten von wertvollen Tieren nach sich zog. Vor allem zu (Nach-)Kriegszeiten entstanden aus diesen Vorfällen weitläufige Engpässe in der Nahrungsmittelversorgung.
Aus dieser Not heraus wurde geforscht und schließlich hat man ein System entwickelt, mit dem man den Samen des Bullen mit Hilfe von flüssigem Stickstoff einfrieren konnte. Das eingefrorene Sperma war nach dem Auftauen wieder aktiv - ein absoluter Meilenstein! Nun konnte man das Sperma in die Gebärmutter der brünstigen Kuh ablegen und die Samenzelle befruchtete die Eizelle - so läuft die Besamung bis heute. Aus dem ursprünglichen Grund der künstlichen Besamung haben sich aber noch viel mehr Vorteile entwickelt. Deckbullen sind, gerade wenn sie in der Kuhherde mitlaufen, sehr dominant und haben einen ausgeprägten Beschützerinstinkt. Das hat des Öfteren zu Angriffen auf den Menschen geführt, was mit Einführung der künstlichen Besamung komplett verhindert werden konnte.
Außerdem hat man mit dem System des tiefgefrorenen Spermas die Möglichkeit, Genetik aus der ganzen Welt in seinem eigenen Stall einzusetzen. Es gibt Kühe, die sind gesünder als andere - das hat sehr oft etwas mit Genetik zu tun. Wenn man aus so einer Kuh einen Bullen züchtet, kann das Sperma dieses Bullen dazu beitragen, dass seine Nachkommen gesünder sind. Somit erschaffen wir einen Mehrwert für uns als Betrieb, in erster Linie aber natürlich für die Tiere selbst.